Leben im Mehrgenerationenhaus
Veröffentlicht am 20.01.2020Leben im Mehrgenerationenhaus
Seit meinem allerersten Blogeintrag, in dem ich unseren besonderen „Hundehaufen“ vorgestellt habe, ist schon viel Zeit vergangen und mittlerweile hat ein „Mieterwechsel“ stattgefunden.
Die liebenswerte Frau Resi und der herzliche Rocky Müller sind leider verstorben und somit waren zwei Wohnungen wieder zu vermieten.
Für eine viel zu kurze Zeit hat Leo Löwenherz eine Wohnung gemietet, aber auch bei ihm kam die Zeit über die Regenbogenbrücke zu gehen viel zu schnell.
Franziska Henrietta bewohnt nun die Wohnung im Erdgeschoss. Sie ist eine kleine nette Dame, die aber durchaus das Durchsetzungsvermögen eines Bulldozers hat. Sie ist sehr darauf bedacht, dass der Kühlschrank stets gut gefüllt ist und bei einem Besuch bei ihr kann man davon ausgehen, dass sie einen freundlich mit Keksen und Tee begrüßt und man es sich bei einem Plausch auf dem Sofa gemütlich machen kann. Sie ist auch die Einzige, vor der Happy Herbert Respekt hat und er würde es nie wagen sie so anzumaulen, wie er die restlichen Hausbewohner anmault.
Happy Herbert ist immer noch der Hausmeister, den man eigentlich gar nicht braucht. Je älter und je klappriger er wird, umso schlechter wird seine Laune und die Momente, in denen sie mal gut ist, kann man an einer Hand abzählen. Das Haar wird immer schütterer, die Augen immer schlechter und die arme Pflegerin, die ihn jeden Tag mit seinen Augentropfen und Insulin versorgen muss, hat wirklich nichts zu lachen. Auch der mobile Essensdienst beeilt sich, schnell wieder aus der Wohnung zu kommen, um seinen Schimpftiraden zu entgehen.
Boldi wird immer ruhiger. Er war längere Zeit krank und seine Mitbewohner - natürlich ausgenommen Happy Herbert - haben wirklich viel Rücksicht auf ihn genommen und ihm geholfen, wo sie nur konnten. Mittlerweile ist es ihm am liebsten, wenn er sich gemütlich in seine Wohnung zurückziehen kann und auch in seinem Job als Security ist er nur noch teilzeitbeschäftigt. Solange er viel Ruhe in seinem Leben hat, ist er gesund und muss keine Sorge vor einem Rückfall haben.
Fräulein Benja war zwar auch fürsorglich für ihren Nachbarn Boldi da, aber so richtig toll fand sie es nicht, wenn sie für ihn einkaufen sollte oder wenn er sie bat, die Musik doch etwas leiser zu machen, weil es ihm nicht gut ging. So hat sie eben ihre Nägel bei leiser Musik frisch lackiert und ist zum Party machen mit ihren Kumpels losgezogen.
Danu fand es ganz toll, seinen Nachbarn zu umsorgen. Aus dem Revoluzzer ist wirklich ein zuvorkommender, fürsorglicher Typ geworden, der sich mittlerweile sehr über ruhige Abende auf der Couch und einen faulen Sonntag freut. Selbst bei dem Stinkstiefel Herbert kann er sich mittlerweile zurückhalten und geht ihm lieber gesenkten Hauptes aus dem Weg, anstatt sich ihm in den Weg zu stellen. Auch kleine Revoluzzer werden eben irgendwann mal erwachsen - naja, teilzeiterwachsen.
In unserem „Hundehaufen“ ist es im Moment in der Tat wie im Mehrgenerationen-Wohnhaus.
Happy Herbert ist mittlerweile 12 Jahre alt, komplett blind, die Diabetes bestimmt unseren Tagesablauf und zu allem Übel fällt ihm auch noch das Fell aus und er sieht aus wie das wandelnde Waldsterben. An schlechten Tagen, an denen seine Zuckerwerte zu hoch oder zu tief sind, müssen eben alle Rücksicht auf ihn nehmen. Ich muss meine Termine verschieben oder streichen, um seine Zuckerwerte zu überwachen und da fällt schon mal das Gassi gehen aus und ich verschiebe meine Arbeit nach hinten. Mittlerweile hat er auch noch Probleme mit den Augen und bekommt viermal am Tag Augentropfen.
Da ist Franziska mit zweimal Augentropfen am Tag wirklich noch einfach. Naja, wenn man von ihrer Vorliebe für frische Hundehaufen absieht. Diese Marotte habe ich ihr bis heute nicht ausreden können und so machen wir Tag für Tag ein Wettrennen. Sie ist mit der Nase nur am Boden und ich renne mit Mistboy und am Abend mit Stirnlampe bewaffnet hinterher. Gut, dass uns am Abend keiner im Garten sieht. Dieses lustige Spektakel möchte ich nicht unbedingt den Nachbarn erklären.
Kobold hatte Ende 2019 wieder einen heftigen Anaplasmose-Schub. Auch hier mussten alle Rücksicht auf ihn nehmen. Anaplasmose ist eine von Zecken übertragene Krankheit und in seinem Fall ist es so heftig, dass sich die Erreger ins zentrale Nervensystem vorgearbeitet haben. Somit hat er die Erreger lebenslänglich in sich und bei zuviel Stress und Aufregung kann das einen Schub auslösen, der eine längere Antibiose mit sich zieht. Bei seinem diesmaligen Schub war es wieder sehr heftig. Er kam nicht zur Ruhe, hat sich ständig alle Gelenke geleckt, hat draußen wieder Gespenster gesehen und hinter jedem Busch ein Gespenst vermutet. Die Tabletten fand er natürlich scheußlich und wir mussten uns einiges einfallen lassen, damit er die bittere Medizin wirklich zu sich nimmt. Hier mein heißer Tipp für bittere Tabletten: Tunfischcreme. Riecht dolle nach Fisch, lässt sich prima rollen und wenn man dann noch genauso viele Kügelchen ohne Tabletten rollt, dann kriegt man die Tabletten echt prima in den Hund. ;-)
Benja und Danu sind bis auf kleine Zipperlein zum Glück fit und sehr verständnisvoll, wenn es mal nicht raus geht oder wenn sie mal Ruhe geben sollen. Wenn es Benja zu langweilig wird, dann flüchtet sie sich nach nebenan zu meiner Mum und genießt es verwöhnt zu werden und mit meiner Mum und Herrn Krause Gassi zu gehen.
Danu findet die Ruhe ziemlich grandios und ist glücklich, wenn er mal einen Tag auf der Couch verschlafen kann. Für einen dauerhibbeligen Hund wie ihn ist Ruhe einfach unbezahlbar.
Ja, das Leben mit Hund ist nie langweilig und in unserer „ganz speziellen“ Hunde-WG ist es manchmal fast zu aufregend und wir würden uns ein klein wenig Langeweile wünschen.
Also wundert euch nicht, wenn ich mal müde aussehe, dann war bestimmt wieder meine Nebentätigkeit als Krankenpflegerin gefragt. ;-)